Über neue Mitarbeitende freuen wir uns in der Spitex immer, denn mehr Unterstützung ist immer sehr hilfreich und ein weiteres Teammitglied zu haben ist auch auf menschlicher Ebene eine Bereicherung. Da die "Frischlinge" noch die Routine in der Spitex kriegen müssen, werden sie durch andere Mitarbeiter für ein bis zwei Wochen begleitet.
Wir haben Klient:innen, welche sich sehr freuen, wenn wir zu zweit kommen, es gibt auch Klienten, welche es ziemlich neutral nehmen und wiederrum solche, die es überhaupt nicht mögen. Für die neuen Mitarbeitetenden ist solch eine Situation oft schwierig.
Wir haben beispielsweise eine Klientin, welche dies nicht so mag. Frau S. ist 85 Jahre alt und bei ihr wurde unter anderem eine bipolare affektive Störung diagnostiziert. Die bipolare Störung ist eine Sonderform der affektiven Störungen und zeigt sich im Wechsel von depressiven zu manischen Phasen. Der Umgang mit Frau S. fällt vielen nicht leicht, da die Klientin gerne oft die Grenzen der Spitexmitarbeitenden austestet und oft infantiles Verhalten aufzeigt. Dies kann für neue Mitarbeitende oft eine schwierige Situation verursachen, vor allem weil Frau S. es nicht mag, wenn man zu zweit zu ihr geht. Ich informiere die neuen Kolleg:innen jeweils über die möglichen Verhaltensmuster der Klientin, um sie schon mental darauf vorzubereiten.
Einmal habe ich eine neue Mitarbeiterin begleitet und da wurde Frau S. ziemlich ausfällig ihr gegenüber und meinte ich solle die neue Mitarbeiterin draussen warten lassen. Ich habe klar kommuniziert, dass dies nicht gehe und die Mitarbeiterin darüber informiert, dass die draussen warten darf, wenn es ihr zu viel sei. Wichtig ist hier auch zu erwähnen, dass wir das Recht haben Einsätze abzubrechen, wenn wir respektlos behandelt werden.
Frau S. hat aber auch schon sehr gut auf neue Mitarbeiter reagiert. Bei ihr ist es wirklich schwierig zu wissen, ob sie einem mögen wird oder nicht. Es ist einfach sehr wichtig sich von ihr nicht einschüchtern zu lassen und auch ihre Aussagen nicht persönlich zu nehmen, denn sonst wäre man teilweise sehr verletzt. Sobald die Klientin nämlich merkt, dass man sich einschüchtern lässt macht sie nur weiter.
Ich hatte zu Beginn bei Frau S. selbst etwas Mühe aber mittlerweile verstehe ich mich sehr gut mit ihr und freue mich sogar jedes Mal, wenn ich bei ihr im Einsatz bin. Ich habe nur jeweils etwas Mitleid, wenn die Klientin den neuen Mitarbeitenden gegenüber verletzend wird, da nicht jeder mit solchen Situationen umgehen kann, und zwar erst recht nicht am ersten Arbeitstag.
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