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Meine erste Begegnung mit dem Tod

  • Qendresa Gemoli

Seit Beginn meiner Ausbildung wusste ich das ich früher oder später mit dem Sterben von Menschen konfrontiert werden würde. Natürlich gehört auch der Umgang damit zu meinen Kompetenzen als angehende FaGe. Doch was genau versteht man darunter, wenn es heisst "Jemand liegt im Sterben?" Wie ich meine ersten Erfahrungen mit dem Tod gemacht habe, erzähle ich heute in meinem Beitrag.

Als ich am Morgen zur Arbeit erschien hiess es plötzlich Frau X geht es nicht gut, sie liegt im Sterben. Im ersten Moment erschrak ich und fragte: "was heisst sie liegt im Sterben?" Meine Berufsbildnerin erklärte es mir so: Wenn sich der Gesundheitszustand einer Person von heute auf morgen verschlechtert oder dies schon eine längere Zeit so andauert und die Person nicht mehr viel isst oder trinkt kann es ein Anzeichen sein, dass sie bald stirbt. Weitere Zeichen sind auch, wenn Patientinnen/Patienten nicht mehr vom Bett aufstehen können, sich wenig bis gar nicht mehr bewegen oder nicht mehr ansprechbar sind.

Zusammen mit meiner Berufsbildnerin machte ich mich anschliessend auf dem Weg zu ihr ins Zimmer. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Moment. Es ist nicht so, dass ich Angst hatte, und der Respekt gegenüber diesem Menschen war noch Grösser als zuvor. Man sah es ihr an, dass sie am Leiden war. Wie sonst auch begrüsste ich sie und sagte wer ich bin, jedoch kam diesmal keine Antwort zurück. Meine Berufsbildnerin erklärte mir ihren Zustand und auf was man nun achten sollte. Wichtig ist, genau in dieser Zeit wo sie nichts mehr trinken, trotzdem die Mundpflege durchzuführen, was wir auch machten. Wir nahmen eine Watte mit Wasser und gingen leicht über die Lippen. Man sah es ihr an, dass sie es genoss und sich entspannte. 

In dieser Situation habe ich vieles über den Umgang mit Sterbenden gelernt und auch auf was man dabei achten sollte. Wie zum Beispiel auf die Wünsche die sie vor dieser Situation in Bezug auf den Tod geäussert hat. Sei es ein Geruch den sie mochte, oder eine Musik die sie gerne gehört hat. Neu war für mich auch, dass viele Christliche Bewohner die Privaten Kleider anziehen und so beerdigt werden wollen. Anfänglich war es dies ein wenig ein Schock für mich. In meiner Religion, dem Islam, werden die verstorbenen Personen in Tücher gewickelt und so ins Grab gelegt.

Wenige Tage später wurde mir dann mitgeteilt, dass Frau X heute verstorben sei. Ich wollte für mich erleben, wie es ist, einen toten Menschen zu sehen. Sie war meine erste Person die ich so sah und das werde ich immer in Erinnerung behalten. Viele fragten mich danach, ob ich keine Angst gehabt hätte? Nein Angst hatte ich keine, aber jemanden so zu sehen, macht schon traurig. Vor allem wenn man weiss wie die Person vorher war.

Jeder Mensch wird irgendwann von dieser Welt gehen, und ich wünsche allen, dass sie sich so von dieser Welt verabschieden können, wie sie es sich wünschen.

Bemerkungen

Qendresa Gemoli

Qendresa Gemoli befindet sich im 2. Lehrjahr als Fachfrau Gesundheit Im Alterszentrum St. Peter und Paul Zürich. Warum sie sich für eine Ausbildung im Gesundheitswesen entschieden hat und wie sie die Arbeit in der Langzeitpflege erlebt, erzählt sie im PulsBlog.

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