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Die Sichtweise meiner Vorgesetzten

  • Michaela Maureen Königshausen

Manchmal braucht es Erfahrung, um Entscheidungen nachvollziehen zu können, und manchmal versteht man etwas erst richtig durch einen Perspektivenwechsel.

Als wäre es gestern gewesen: Ich kann mich gut daran erinnern, wie der Perspektivenwechsel für mich war, als ich vor sechs Jahren als frisch Diplomierte angefangen habe. Genauso weiss ich noch wie es sich anfühlte, das erste Mal als Berufsbildnerin gesehen zu werden und, was sich dadurch für mich als Fachexpertin veränderte. 

Bereits zu Beginn brannte ich für die Spezialstation und deren Schwerpunkte und war stets bestens informiert und voll motiviert. Dadurch übernahm ich früh leitende Aufgaben. Dazu gehörte beispielsweise das Vorbereiten und Leiten der DBT-Skillsgruppe (Gruppentherapie), planen von Ein- und Austritten, sowie die fachliche Beratung neuer Mitarbeiter:innen. Dass ich diese Möglichkeit bekam und Erfahrungen machen durfte, verdanke ich unter anderen meiner Stationsleiterin, welche mich schon damals vertrauensvoll schätzte und förderte.

Als stellvertretende Stationsleiterin hatte ich erwartet, dass Neues dazu kommen würde, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich manche Dinge mit anderen Augen sehen würde.

Aus der Sicht einer diplomierten Pflegefachperson verstand ich die Entscheidungen meiner Vorgesetzten nicht immer. Damit meine ich nicht nur die unserer Stationsleiterin, sondern auch die von anderen in Leitungspositionen der Klinik.

Klar, über manche Dinge würde ich mich auch heute noch ärgern, doch deutlich weniger!

Michaela Königshausen
«Als stellvertretende Stationsleiterin hatte ich erwartet, dass Neues dazu kommen würde, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich manche Dinge mit anderen Augen sehen würde.» 

 

Seit ich Teil des «Kaders» der PUK bin, bekomme ich neue und sehr relevante Einblicke in Bereiche, für die ich früher kein Gefühl hatte. Ich wusste von den regelmässigen Sitzungen und Gefässen die stattfanden, allerdings stellte ich mir Einiges irgendwie weniger komplex vor. So war es ein Einfaches zu sagen «was soll das denn? Warum machen die das denn nicht einfach so und so… so schwer ist das doch nicht!».

Nun, jetzt habe ich die Chance bekommen zu einigen Angelegenheiten eben genau das an einem Kadermeeting zu sagen: «Versuchen wir es doch so!» Und damit kann ich vielleicht den entscheidenden Tipp geben und etwas verändern. Für mich ist die Realität jedoch manchmal eine andere: es fühlt sich tatsächlich so an, als würde ich jetzt viel mehr das grosse Ganze sehen und erkennen, welche Entscheidungen und Massnahmen überhaupt möglich sind und was sie mit sich bringen. Ich sehe jetzt, dass nicht alles so einfach ist und gleichzeitig will ich es aber nicht bloss «hinnehmen». Ich will weiterhin die Brücke bauen; für meine Kolleg:innen und Patient:innen einstehen und Weiterentwicklung vorantreiben.

«Seit ich Teil des "Kaders" der PUK bin, bekomme ich neue und sehr relevante Einblicke in Bereiche, für die ich früher kein Gefühl hatte.» 
Michaela Königshausen

Ich merke, es fällt mir unheimlich schwer in Worte zu fassen, was sich durch die neue Perspektive genau verändert hat und was gleichbleibt. Denn im Alltag ist es oft erst mal einfach nur ein Gefühl. Ein Gefühl, das ich vorher noch nicht hatte, ein Gefühl, das mir Klarheit und Sicherheit gibt, ein Gefühl, das mich antreibt und interessiert.

So hat es mich früher schon in hohen Stress versetzt, wenn unsere direkte Vorgesetzte abwesend war und wir als Team wichtige Entscheidungen treffen mussten. Heute reagiere ich gelassener und zielfokussiert.

Als am Anfang dieses Jahres unsere Leitung einige Wochen weg war, gab es Tage, an denen ich zum Dienst kam und mit «untypischen Problemen» überrascht wurde (bei denen ich früher am liebsten gleich wieder nach Hause gefahren wäre). Diese Situationen mussten gelöst werden und es gelang mir mit einem kühlen Kopf und Stolz. Zum einen mag es sicherlich daran liegen, dass ich von meinem jeweiligen Gegenüber als Führungsperson gesehen werde und meine Forderungen und Entscheidungen so mehr Gewicht haben. Doch ich bin überzeugt, dass sich genauso etwas bei mir getan hat und somit in meinem Auftreten, welches mir hilft, effizient zur bestmöglichen Lösung zu kommen.

Letztlich kann ich sagen: es bereitet mir enorme Freude, Teil der Führungsebene zu sein, gut vernetzt zu sein und mitdiskutieren zu können.

Bemerkungen

Michaela Maureen Königshausen

Im Frühjahr 2019 schloss Michaela Maureen Königshausen ihr Studium zur diplomierten Pflegefachfrau HF ab. Ihre Praktika absolvierte sie alle in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, wo sie anschliessend ihren Platz auf einer Therapiestation für junge Frauen gefunden hat. Mittlerweile ist sie als Berufsbilder*in tätig und seit Herbst 2022 Fachexpertin. Die Station hat sich auf die Dialektisch-Behaviorale-Therapie, sowie Traumatherapie spezialisiert.

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