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«Ambulant vor Stationär? Warum das für mich nicht gilt»

  • Michaela Maureen Königshausen

«Ambulant vor Stationär», das hörte ich schon in der Ausbildung. Wann immer möglich versucht man, Patientinnen und Patienten ambulant statt in einer Klinik zu versorgen. Das heisst beispielsweise in einer Praxis mit wöchentlichen Terminen oder zusätzlich mit aufsuchender Pflege (Spitex).

Es gibt auch andere Angebote wie Tageskliniken, stationsersetzendes ‚Home Treatment‘ oder Ambulatorien. Dort können Patient:innen nicht nur Einzelgespräche führen, sondern auch an Gruppen teilnehmen – ohne ganze Tage vor Ort sein oder übernachten zu müssen.

Die ambulanten Möglichkeiten werden immer weiter ausgebaut und Gründe dafür gibt es genug. Die wichtigsten Gründe sind meiner Meinung nach zum einen, dass kein ‚künstliches‘ Umfeld geschaffen wird und man nahe am realen Leben bleibt, sodass die Personen nicht aus ihrem Alltag gerissen werden. Gleichzeitig entlasten die ambulanten Plätze die Kliniken. Das ist wichtig, weil es Menschen gibt, die auf eine stationäre Behandlung angewiesen sind, die eine Auszeit brauchen oder nicht mehr fähig sind, für sich selbst zu sorgen.

Die wichtigsten Gründe sind meiner Meinung nach zum einen, dass kein ‚künstliches‘ Umfeld geschaffen wird und man nahe am realen Leben bleibt,...

Auf meiner Suche nach neuen Herausforderungen habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, das stationäre Setting zu verlassen. Einige meiner ehemaligen Kolleg:innen haben diesen Schritt bereits getan und schätzen die ambulante Arbeit ungemein. Sie schwärmen insbesondere davon, dass sie geregelte Arbeitszeiten haben und selbständiger sein können.

Dieses Jahr hat für mich eine grosse Veränderung gebracht: Im Frühling wurde der Wunsch nach Neuem für mich äusserst spürbar. Ich begann wieder mal, nach Weiterbildungsmöglichkeiten zu suchen, und schaute mir die Stelleninserate an. Es gab durchaus spannende Angebote. Gerade die psychiatrische Spitex wächst immer mehr, was mich sehr freut. Doch nichts packte mich so wirklich.  

Egal welche Optionen ich abwog, ich kam immer wieder zum Schluss, dass mir nichts das bietet, was ich auf meiner Station habe. Mir würde das Team fehlen, die Gruppentherapien, die ich leiten kann, die Kurse, die ich gebe, die enge Begleitung der Patient:innen, die klinikinterne Vernetzung, das breite Angebot sowie die klar vorgegebenen Räumlichkeiten und in diesen die vielfältigen Möglichkeiten. Das sind nur einige der Gründe, warum ich die Spezialstation nicht verlassen will. Trotzdem bleibt natürlich mein rastloses Gefühl und Drang nach Veränderung.

Mir würde das Team fehlen, die Gruppentherapien, die ich leiten kann, die Kurse, die ich gebe, die enge Begleitung der Patient:innen,..

Bedauerlicherweise verliess eine meiner liebsten Arbeitskolleginnen und mein grosses Vorbild die Station, um voll und ganz Mama zu sein. Sie war vor Jahren meine Berufsbildnerin und zuletzt stellvertretende Stationsleiterin. 

Schliesslich packte ich diese Chance und bin glücklich darüber, nun seit ein paar Monaten stellvertretende Stationsleiterin zu sein. Dafür gab ich nach tollen 4.5 Jahren meine Funktion als Berufsbildnerin ab.

Darum heisst es für mich: ambulant? Nein danke!

Bemerkungen

Michaela Maureen Königshausen

Im Frühjahr 2019 schloss Michaela Maureen Königshausen ihr Studium zur diplomierten Pflegefachfrau HF ab. Ihre Praktika absolvierte sie alle in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, wo sie anschliessend ihren Platz auf einer Therapiestation für junge Frauen gefunden hat. Mittlerweile ist sie als Berufsbilder*in tätig und seit Herbst 2022 Fachexpertin. Die Station hat sich auf die Dialektisch-Behaviorale-Therapie, sowie Traumatherapie spezialisiert.

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