Momentan geniesse ich jedoch noch die Rolle als «Lehrling», und bin, ehrlich gesagt, froh darüber, dass ich nicht ganz auf mich alleine gestellt bin. Abgesehen von der Pandemie waren es drei intensive Jahre für mich und meine Mitstifte. Wir haben gemeinsam Höhen und Tiefen in der Ausbildung erlebt. Die Pandemie, die uns alle überrollt hat, erschwerte mir deutlich den Rest der Ausbildung, da sie für jede und jeden einzelnen von uns Neuland war. Keiner von uns konnte die Situation beurteilen geschweige denn einschätzen. In dieser Zeit wurde mir klar, wie wichtig es ist, Teil eines guten Teams zu sein, da jede Hand eine weitere Hilfe war.
Die Lehre als Fachfrau Gesundheit bringt sehr viele Facetten zum Vorschein, die in anderen Ausbildungen nicht zu erkennen sind. Damit meine ich vor allem die Reife, die man dadurch erlangt. Ich merke selbst an mir, wie sehr ich mich in diesen drei Jahren verändert habe. Ich würde von mir behaupten, dass ich viel rationaler und situationsorientierter geworden bin und glaube, dass sich dies in den nächsten Jahren als Fachfrau Gesundheit noch weiter verändern, verstärken und mich weiterbringen wird.
Das Pflegezentrum bot mir die Möglichkeit, Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten, ihnen zu helfen und sie in ihrem Alltag zu unterstützen. Besonders anspruchsvolle und herausfordernde Situationen haben mir in den letzten Monaten gezeigt, dass ich in diesem Beruf an der richtigen Stelle bin. In meiner Ausbildung kam ich schon öfters an meine Grenzen und darüber hinaus, weshalb ich zeitweise an mir und der Lehre zur FAGE zweifelte. Da gab es Momente, in denen ich keine Lust mehr auf alles und alle hatte. Doch waren diese Momente vorbei, war ich motivierter denn je, denn gerade sie haben verdeutlich, dass es trotz allem weitergeht.
Ich erinnere mich daran, wie ich an einem heissen Sommertag beim Zuschauen eines Verbandswechsels zusammenklappte. Die Bewohnerin hatte wegen einer seltenen Krankheit beide Beine amputieren lassen müssen. Die Versorgung der Wunden kannte ich bereits, da wir viele Bewohnerinnen und Bewohner nach einem Spitalaufenthalt aufnehmen. Das sind oft Menschen nach einer Operation oder mit einer Druckstelle. Jedoch hatte ich bis dahin keine Amputationswunde gesehen. Dieses Ereignis zeigte mir auf, dass die Versorgung von Amputationswunden noch eine Nummer zu gross für mich ist. Das würde ich aber nicht wissen, hätte ich die Erfahrung nicht gemacht. Durch diese Situation lernte ich mich besser kennen und weiss, wie mich abgrenzen kann.
Grenzen setzen ist einer der wichtigsten Punkte in der Pflege, denn ohne Grenzen gibt es meiner Meinung nach, keine professionelle Haltung. Es ist wichtig darüber zu sprechen, wenn es einem zu viel wird. Besonders weil wir mit und für Menschen arbeiten.
Jeder besitzt Stärken und Schwächen, die uns je nachdem weiterbringen werden.
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