Ich gehör zu jener Gattung Menschen, die schon seit sie denken können, in der Pflege arbeiten wollen. Die weissen Kittel, das Caring und das Wissen rund um den menschlichen Körper faszinierten mich. Schwester Stefanie war meine erste Göttin. Im Fernsehen konnte ich verfolgen, wie sie für ihre Patienten und Patientinnen da war, alle Teamprobleme löste, auf alle Schichten einsprang und für jeden die Liebe fand. Dies fand ich durchaus spannender als die Gutenachtgeschichte. Wenn wir alle Freundschaftsbücher zusammensuchen, in denen ich mich verewigen durfte, bin ich mir fast sicher, dass in der Sparte Traumberuf ausnahmslos „Krankenschwester“ schwungvoll hingeschrieben steht. Ich wurde dann während der Berufswahl dazu aufgefordert, auch noch andere Berufe anzuschauen. So habe ich Briefe gestempelt und Schaufenster mitdekoriert. Doch der Geruch nach Desinfektionsmittel, die Babys auf dem Wochenbett und der Alltag im Spital liessen mein Herz höherschlagen. Wo andere die Nase rümpfen, fühle ich mich wohl.
So startete ich in meine Lehre als FaGe und lernte nicht nur in die richtige Haarwuchsrichtung zu waschen, einen „Rüeblichueche für Diabetiker“ zu backen, Blut abzunehmen und das Prinzip „first in, first out“ konsequent umzusetzen. Ich lernte fürs Leben. Die Fehlermeldungen der Topfmaschine kenne ich noch heute. Nein, Spass bei Seite. Als FaGe kannte ich den ganzen Betrieb, die Leute aus der Wäscherei, den Empfang, die Diätküche und natürlich den Technischen Dienst. Alle. Manchmal vermisse ich sie. Hattest du ein Problem, wusstest du genau, wer im Haus die Lösung wusste. Du warst das Mädchen für alles.
Ich bin weitergezogen. Ich wollte mehr. Da ich während der Lehre die BMS besucht habe, stand mir die Türe zur Fachhochschule offen. Während des Studiums lernte ich die Forschungswelt kennen und begriff nun auch, was es heisst, Verantwortung für den Pflegeprozess zu übernehmen. Als „frisch Dipl.“ musste ich dann lernen, für mehr Patienten und Patientinnen zuständig zu sein, als mir lieb war. Ich lernte, in der Nacht eine ganze Patientenschaar in Schach zu halten. Lernte, mit Ärzten und Ärztinnen zu verhandeln und meiner Intuition zu vertrauen. Mit Kopf, Herz und Hand zu arbeiten. Blitzschnell zu kombinieren, sich am Bett an die Theorie erinnern und handeln. Genau, die Gesundheit unserer Patienten und Patientinnen in die Hand zu nehmen. Und dies alles mit Herz. Für all die lustigen, tragischen und komischen Geschichten, die das Leben bereithält. Für alle soll ich eine Antwort im Schwesternkittel haben. Ich mag Technik und Action und bin echt lieber über als unterbeschäftigt. Ich bin auch lieber mittendrin als am Rande dabei.
Klar hat es mir auf der Intensivstation gefallen. Klar wollte ich wissen, wie die Geräte funktionieren und was pathophysiologisch dahintersteckt. Ich genoss die vielen Facetten der komplexen Krankengeschichten und so habe ich das Nachdiplomstudium für Intensivmedizin im Kinderspital abgeschlossen. Ich weiss nie, was mich erwartet, wenn ich zum Dienst erscheine. Manchmal bricht die Hektik innert Minuten aus. Manchmal können wir kaum noch stehen vor Lachen. Manchmal weinen auch wir. Doch am Ende des Tages liebe ich es, so nahe am Menschen zu sein. Einen Teil des Weges mit ihnen gehen zu dürfen. Dabei die krassesten Geräte zu bedienen und die ungefilterten Emotionen zu spüren. Also lasse ich dich gerne an meinem Alltag ein wenig teilhaben. Die Gesundheitsbranche hat echt für jeden Geschmack das passende Angebot. Ich erfreu mich jetzt schon 14 Jahre an meiner Berufswahl und hab noch lange nicht genug.
Bemerkungen