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Frau M.: Eine Geschichte über Mitgefühl und Geduld in der Pflege

  • Parisa Abdulghani

Als Fachfrau Gesundheit bei der Spitex Zürich habe ich das Privileg, Teil eines Teams zu sein, das sich der Pflege und Unterstützung unserer Klienten in ihrem eigenen Zuhause widmet. Unsere Arbeit ist vielfältig und reicht von der praktischen Pflege bis hin zur emotionalen Unterstützung, ein Spektrum, das oft in der Beziehung zu unseren Klienten zum Ausdruck kommt. Eine dieser Beziehungen ist die zu Frau M., einer Anfang 80-jährigen Dame, die alleine in ihrer Wohnung lebt.

Frau M. ist eine bemerkenswert lebhafte und gesprächige Dame. Ihre Augen leuchten mit einer Neugierde und einem wachen Geist. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters ist sie erstaunlich fit, benötigt jedoch Hilfe bei der Verwaltung ihrer Medikamente. Doch die Medikamentenabgabe ist oft nur der Anfang eines viel tieferen und bedeutungsvolleren Gespräches.

Die Minuten, die wir für die Medikamentenabgabe einplanen, sind schnell vorüber, doch es ist die Zeit danach, die unsere Beziehung zu Frau M. so einzigartig macht. Trotz ihrer Geselligkeit ist Frau M. in Wahrheit relativ einsam. Regelmässige soziale Kontakte sind bei ihr leider nur begrenzt. Unsere Besuche sind für sie daher nicht nur eine medizinische Notwendigkeit, sondern auch eine willkommene Abwechslung und eine Quelle menschlicher Wärme und Gesellschaft.

In den Gesprächen mit Frau M. offenbart sich eine ganze Welt. Sie teilt Geschichten aus ihrer Vergangenheit, ihre Erfahrungen über das Leben und manchmal einfach nur Gedanken, die ihr durch den Kopf gehen. Oft spricht sie auch über ihre verstorbene Mutter und wird dabei emotional. Diese Gespräche sind für mich ein Fenster in das Leben einer Person, die viele Erfahrungen und Weisheiten gesammelt hat. Sie sind auch eine Erinnerung daran, dass unsere Arbeit bei der weit über die physische Pflege hinausgeht.

Das Besondere an der Spitex ist, dass wir die Zeit haben, zuzuhören. In einer Welt, die oft gehetzt und unpersönlich erscheint, bieten wir ein offenes Ohr und ein warmes Herz. Die letzten Minuten unseres Einsatzes bei Frau M. sind gefüllt mit Lachen und manchmal mit Tränen.

Die Arbeit als Pflegende lehrt mich jeden Tag aufs Neue die Bedeutung von Mitgefühl und Geduld. Es geht nicht nur darum, medizinische Aufgaben zu erfüllen, sondern auch darum, Präsenz zu zeigen und den Menschen zu sehen, der diese Hilfe benötigt. Frau M. hat mir gezeigt, dass die kleinen Momente des Zuhörens und Teilens oft die grössten Wirkungen haben können.

Unsere Besuche bei Frau M. sind ein lebendiges Beispiel dafür, wie Pflege in der Gemeinschaft aussehen kann. Es geht nicht nur um die Gesundheit im physischen Sinne, sondern auch um das Wohlergehen des ganzen Menschen. In der Pflege zu Hause befinden sich die Klienten in der eigenen vertrauten Umgebung und können oft ihren Gefühlen besser den freien Lauf lassen.

In einer Gesellschaft, in der Alter und Einsamkeit oft unsichtbare Realitäten sind, steht die Pflege an vorderster Front, um zu zeigen, dass sie mehr ist als nur eine Dienstleistung. Es ist eine Mission, eine Verbindung herzustellen, einen Unterschied im Leben der Menschen zu machen, die uns am meisten brauchen. Die Geschichte von Frau M. ist nur eine von vielen, doch sie symbolisiert das Herz unserer Arbeit: Pflege, die unterstützt und bereichert.

Bemerkungen

Parisa Abdulghani

Parisa Abdulghani schloss im Sommer 2019 ihre Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit EFZ ab. Was sie bei ihrer spannenden Arbeit bei Spitex Zürich Sihl alles erlebt, welche persönlichen Erfahrungen sie macht und was sie beschäftigt, erzählt sie im PulsBlog. 

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