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Ein Verlust

  • Parisa Abdulghani

Ein Todesfall ist immer ein Verlust und am schlimmsten ist es, wenn dieser in der Familie ist. Den/die Partner:in zu verlieren hat einen enormen Einfluss, und zwar nicht nur auf die Emotionen, sondern auch auf den Alltag. Man verbringt mit niemandem so viel Zeit, wie mit dem/der Partner:in und wenn dieser plötzlich weg ist, fühlt man eine unbeschreibliche Leere.

Wir betreuten ein Ehepaar und vor einigen Monaten ist der Herr im Spital verstorben. Aufgrund seines Allgemeinzustandes war zwar damit zu rechnen und trotzdem kam es für die Ehefrau unerwartet. Bei beiden waren wir jeweils im Tag-, sowie auch im Abenddienst im Einsatz. Den Herr unterstützten wir beim Anziehen der Stützstrümpfe und der Kleider, bei der Applikation der Augentropfen und bei der Hautpflege. Bei der Ehefrau war unser Auftrag das Anziehen der Kompressionsstrümpfe und die Hautpflege.

Die Ehefrau war oft ziemlich gestresst und schlecht gelaunt. Es war nicht überraschend, wenn die Klientin den Einsatz der Spitex ablehnte. Die Klientin ist seit dem Tod ihres Ehemanns viel zuvorkommender, freundlicher und dankbarer. Sie freut sich, wenn die Spitex kommt, da sie den ganzen Tag so einsam ist. Sie hat mir gesagt, dass sie ihren Ehemann enorm vermisst und nach seinem Verlust alle Menschen um sich viel mehr schätzen würde.

Das Gedächtnis der Klientin hat nachgelassen und sie ist relativ vergesslich geworden. Die Klientin hat des Weiteren Vorhofflimmern. Dies hat einen Einfluss auf die Pumpfunktion der Vorhöfe und kann die Herzleistung reduzieren. Oft leiden die Betroffenen an Schwäche, Luftnot sowie auch an Ödemen in den Beinen (Wasseransammlung im Gewebe). All die genannten Symptome sind bei der Klientin zu beobachten.

Nun ist die Spitex täglich morgens und abends bei der Klientin für diverse Tätigkeiten im Einsatz. Wir unterstützen die Klientin bei der Mahlzeitenzubereitung, beim An- und Abziehen der Kompressionsstrümpfe und bei der Körperpflege.

Seit dem Verlust von ihrem Ehemann konnte ich eine viel bessere Beziehung mit der Klientin aufbauen. Ich habe mich mit meinen Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen ausgetauscht und ihnen geht es genau gleich.

Man sollte die Mitmenschen immer schätzen, bevor es zu spät ist und das Leben auch geniessen, weil man nie weiss, wie lange man es noch hat. Man macht sich das Leben meiner Meinung nach nur schwieriger, wenn man immer das Negative betrachtet, denn so tendiert man dazu, schnell mal die schönen Seiten des Lebens aus den Augen zu verlieren.

Mir ist generell aufgefallen, dass ich mein Leben viel mehr wertschätze und geniesse, seitdem ich in der Pflege tätig bin und mir ist auch viel bewusster geworden, was für ein grosses Geschenk die Gesundheit eigentlich ist.

Bemerkungen

Parisa Abdulghani

Parisa Abdulghani schloss im Sommer 2019 ihre Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit EFZ ab. Was sie bei ihrer spannenden Arbeit bei Spitex Zürich Sihl alles erlebt, welche persönlichen Erfahrungen sie macht und was sie beschäftigt, erzählt sie im PulsBlog. 

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