Meine Damen und Herren, es ist sechs Uhr morgens und die Nacht beginnt dem Tag zu weichen. Aus allen Himmelsrichtungen reisen die Gesundheitsfachpersonen an. Mit dem eigenen Auto, den ÖV oder sportlich mit dem Velo treffen sie im Kispi ein. Heute ist ein wichtiger Tag. Es gilt, den Kindern zu helfen und ihre Situation zu verbessern. Die einen stärken sich vor der ersten Tätigkeit mit einem Kaffee, andere wollen gleich loslegen. Die Nachtschicht freut sich bereits aufs Bett und übergibt der Frühdienst-Crew die Patient:innen. Das ist der Startschuss, oder besser gesagt der Staffelstab, und die damit verbundene Verantwortung, die übergeben wird. Werfen wir einen Blick auf die Pflegefachpersonen. Sie stehen konzentriert an den Patient:innenbetten. Während der Antrittskontrolle überprüfen sie genaustens, ob alle Geräte richtig programmiert sind und die laufenden Medikamente zu ihrer Zufriedenheit verabreicht werden. Schauen Sie, wie liebevoll sie die Kinder begrüsst haben. Oh, Tumult auf Platz fünf. Das Baby hat, wie so viele Kinder im Moment, das RS-Virus. Es hat sehr viel Sekret in den Lungen und wehrt sich gegen die Beatmungsmaschine. Schnell, die Pflegefachfrau benötigt mehr Hände am Bett, die helfen. Weitere Pflegefachpersonen eilen herbei. Flink teilen sie sich die nötigen Aufgaben. Die Eine hilft dem Baby, mit dem Beatmungsbeutel zu atmen. Sie übernimmt die Funktion der Beatmungsmaschine. Die Andere spritzt Medikamente, die dem Kind helfen, sich zu entspannen. Eine weitere Pflegefachperson tröstet die aufgelösten Eltern. Nach einigen Minuten beruhigt sich die Lage, es ist, als wäre nie etwas gewesen. Der Pulsschlag aller Beteiligten normalisiert sich wieder. Jeder wusste, was zu tun war. Die Pässe sind angekommen, das Hindernis wurde überwunden. Noch ein paar Tage und das Baby wird wieder zufriedenstellend selber atmen können.
Gerade jetzt über den Winter waren wir sehr gefordert. Wie du bestimmt aus den Medien erfahren hast, waren sehr viele Kinder gleichzeitig an einer Infektion erkrankt und benötigten ein Überwachungsbett bei uns im Spital. Wir haben Platz geschaffen und die Prozesse angepasst, damit wir die Betreuung stemmen konnten. Ganz oft sind viele von uns zusätzlich zu ihren geplanten Schichten eingesprungen und haben mehr Dienste geleistet. So konnten wir vielen Kindern helfen, die nun hoffentlich wieder zu Hause herumspringen und sich bester Gesundheit erfreuen. Wir sind stolz, haben wir das geschafft. Aber wir sind auch müde. Wie würden Sportler:innen das ausdrücken? Ja, die Saison war lange und hart, wir haben für dieses Turnier gegeben, was wir konnten. Jetzt sind wir über dem Berg und hoffen auf ein wenig Erholung. Wir hoffen auf weniger Einspringen, weniger Krankheitsausfälle und mehr optimal besetzte Schichten. Eine Infektsaison-Auszeit wäre nun genial, der Frühling kann kommen.
Irgendwie hinkt der Vergleich mit dem Sport. Würde dauernd jemand unsere Arbeit kommentieren, wäre es noch lauter auf der Abteilung. Bei uns gibt es keine Trainingsphase, ausser wir zählen die Ausbildung dazu. Wir bereiten uns auf keinen Wettkampf vor und qualifizieren uns im Alltag auch nicht für irgendwelche Turniere. Es gibt keine Spitalolympiade, kein Gold zu gewinnen, nur Silber in den Wundauflagen. Aber hey, wir sind ein Team, wir haben ein Ziel und das verfolgen wir zusammen, bis es den Kindern gut geht.
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