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Ein einzigartiger Moment

  • Haje Azizi

Auf der Neonatologie begegne ich täglich emotional herausfordernden Situationen. Die Eltern sind voller Hoffnung und wünschen sich von Herzen ein gesundes Kind. Die kleinen Säuglinge auf meiner Station benötigen jedoch nach ihrer Geburt besondere Unterstützung. Manchmal fällt ihnen das Atmen schwer, oder sie müssen aus verschiedenen Gründen stationär behandelt werden, weil sie einige Wochen zu früh auf die Welt gekommen sind. Dennoch erleben wir auch wundervolle Momente. Momente, die sowohl für mich als auch für die Eltern unvergesslich sind. Momente, die nicht mit anderen Erlebnissen gleichzusetzen und einfach nur einzigartig sind.

In den vergangenen Wochen hatte ich aufgrund der Schulferien vermehrt die Gelegenheit, in der Praxis zu arbeiten. Ich empfand diese Möglichkeit als äusserst bereichernd, da ich dadurch den Genesungsprozess eines kleinen Säuglings aus nächster Nähe mitverfolgen konnte. Ich betreute während dieser Zeit ein kleines Mädchen, das einige Wochen zu früh auf die Welt gekommen ist. Als sie vom Gebärsaal zu uns gebracht wurde, schaute ich sie an und dachte mir: „Wow, was für eine Kämpferin.“ Die Kleine lag in einem Inkubator, der speziell für Frühgeborene entwickelt wurde, um ihnen das Überleben ausserhalb des Mutterleibs zu ermöglichen. Sie erhielt Atemunterstützung und war zudem mit einem Elektrokardiogramm (kurz EGK; misst die Herzaktivität) und einem Pulsoximeter (ein medizinisches Gerät, welches die Sauerstoffsättigung des Blutes und die Pulsfrequenz von Patient:innen misst) verbunden, um ihre Vitalwerte kontinuierlich zu überwachen. Beim Anblick der Eltern konnte ich die Sorgen in ihren Augen erkennen, die sie jedoch erst später mit mir teilten.

Schliesslich erlebte ich den einzigartigen Moment mit, als meine Kollegin das Baby zum ersten Mal auf die Brust der Mutter legte. Die Mutter konnte ihr Baby endlich auf der Brust fühlen und ihre Bindung zu ihrem Baby stärken. In diesem Moment schienen die Sorgen der Eltern für einen kurzen Augenblick in den Hintergrund zu treten, während sie sich ganz auf ihr Kind konzentrierten. Als ich ein Lächeln auf ihren Gesichtern sah, berührte mich das sehr und ich freute mich mit ihnen. Einige Tage später durfte ich die Kleine selber betreuen. Als ich zu ihrem Bettchen ging, stellte ich fest, dass sie grösser geworden war und keine Atemunterstützung mehr benötigte. Es war deutlich erkennbar, dass sie sich auf einem guten Weg der Besserung befand. Auch bei den Eltern waren die Sorgen etwas gewichen. Sie freuten sich beispielsweise sehr, als ich ihnen mitteilen konnte, dass ihr Kind mittlerweile zwei Kilogramm auf die Waage brachte. Ich hatte die Gelegenheit, die Kleine der Mutter in die Arme zu legen, als diese stillen wollte. Sie konnte ihr Kind wieder in den Armen halten, die Nähe spüren und es anschauen. Der Vater hat sie viel im Känguruwickel auf der Brust getragen und so seine Nähe und Liebe gezeigt.

Als Fachfrau Gesundheit liegt es mir stets das Wohlbefinden meiner Patient:innen und ihrer Angehörigen im Blick zu haben. Immer wenn ich meine Arbeit mache, empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich die Möglichkeit habe, so kleine Babys in meinen Händen zu halten und sie während ihres Weges bis zur Entlassung begleiten zu dürfen. Zudem ist das Kommunizieren mit den Eltern wichtig. Ich gehe auf sie ein und gebe mein Bestes, ihnen diese anspruchsvolle Zeit so angenehm wie möglich zu machen.

Ich bin froh, dass ich so intime und einzigartige Momente mit den Eltern teilen darf und für sie da sein kann. Mir hat es zu erkennen gegeben, wofür man dankbar sein sollte und was man alles hat, was nicht selbstverständlich ist. Ebenfalls habe ich gelernt, dass die Gesundheit oft unterschätzt wird und ich viel mehr auf meine Gesundheit achten und meinem Körper Gutes tun sollte.

Bemerkungen

Haje Azizi

Haje Azizi ist im Stadtspital Zürich in Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit EFZ mit integrierter Berufsmaturität und aktuell auf der Neonatologie tätig. Sie erzählt uns hier auf PulsBlog aus ihrem Alltag im Akutspital.

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