Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch fortschreitende, neurologische Erkrankung und betrifft das zentrale Nervensystem. Die Krankheit führt zu Läsionen (Schädigungen) und Sklerosen (Narben) im Gehirn und Rückenmark. Aufgrund von Entzündungsreaktionen kommt es zum Zerfall der isolierenden Myelinschicht, wodurch diese Nervenfasern keine Impulse mehr weiterleiten können. Demzufolge zieht die Krankheit schwerwiegende Symptome mit sich, wie zum Beispiel Sehstörungen, Muskelschwäche, Muskelsteife (Spastik), Schmerzen, Sexuelle Funktionsstörungen, Empfindungsstörungen, Taubheit der Gliedmassen etc. Es besteht bisher keine Therapieform, mit welcher diese Krankheit geheilt werden kann, jedoch kann man mit verschiedenen Medikationen und Therapien die Symptome mindern beziehungsweise deren auftreten hinauszögern.
Unser Klient, welcher an dieser Krankheit leidet, ist ein leidenschaftlicher und begeisterter Künstler, Ehemann, Fussballfan, Vater und Grossvater. Früher betätigte er sich gerne an körperlichen Aktivitäten wie Joggen und Fahrradfahren. Seit einigen Jahren stehen solche Aktivitäten aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr auf seinem Tagesplan. Er erzählte mir, wie er beim Joggen spürte, dass die Kraft in seinem Bein nachlasse und er einknickte, so unerwartet. Er hatte Bammel davor, zum Arzt zu gehen, nach einer Zeit blieb ihm aber keine andere Wahl und er musste sich die Diagnose Multiple Sklerose vom Arzt geben lassen. Während er mir so bedrückt von seinem Krankheitsverlauf erzählte, bekam ich regelrecht eine Gänsehaut und glasige Augen. Zum Schluss sagte er: „Und nun sitze ich im Rollstuhl und kann nicht mehr Joggen gehen. Damals hielt ich es für selbstverständlich, das ist es aber nicht.“ Heute freut er sich bereits riesig, wenn er während der Mobilisation ein paar Sekunden stehen kann. Mein Berufsbildner macht jede Woche ein Stehtraining mit ihm. Dazu gehört natürlich auch eine Liste der Rekordzeiten, seine beste Zeit liegt bei 1 Minute und 7 Sekunden.
Der Einsatz bei ihm hat mir wieder aufs Neue gezeigt, dass man die kleinen Dinge im Leben schätzen muss. Denn so klein wie wir denken, sind sie gar nicht. Seien es gesunde Beine, das Augenlicht oder sonstige Funktionen des Körpers, welche wir für selbstverständlich und normal halten.
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