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Beziehungsdreiecke in der Jugendpsychiatrie

  • Patryk Becker

Junge Erwachsene, welche die Volljährigkeit noch nicht erreicht haben, gelten laut dem schweizerischen Rechtssystem als handlungsunfähig. Damit sie Verpflichtungen eingehen oder Rechte aufgeben können, benötigen sie also die Zustimmung eines gesetzlichen Vertreters. Im Normalfall wird diese Rolle von den Kindseltern übernommen, solange diese Inhaber des Sorgerechts sind. Andernfalls wird für die minderjährige Person ein Beistand gestellt. Viele meiner Patientinnen und Patienten wünschen sich jedoch, sie könnten selbst über ihr eigenes Wohl entscheiden. Dies führt nicht selten zu Konflikten zwischen den beiden Parteien, da die minderjährige Person in einer Abhängigkeitsbeziehung zu ihrem gesetzlichen Vertreter steht und von diesem bevormundet wird.

Mithilfe des Dramadreiecks, einem psychosozialen Modell der Transaktionsanalyse, können eben solche Konfliktsituationen verstanden und vermieden werden. Es beschreibt drei Rollen, in welchen Menschen agieren können. Diese drei Rollen lauten Retter, Verfolger und Opfer. Gelingt es einem Menschen ausserhalb dieser drei Rollen zu reagieren, dann nimmt dieser eine neutrale Position ein und kann Beziehungsdramen aus dem Weg gehen. Dieses Phänomen wird in der Jugendpsychiatrie deutlich. Nicht selten nehmen Eltern, Jugendliche oder Pflegende eine der drei Rollen ein. Jedoch wäre die richtige Reaktion, stets eine neutrale Position zu bewahren und somit keine Rolle einzunehmen. Doch wie gelingt dies?

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Das klassische Bild mag für Aussenstehende nun so aussehen; Der Jugendliche benötigt Hilfe, er wirkt schwach und besetzt somit die Opferrolle.

Je nachdem ob die Jugendlichen im Konflikt mit ihren Erziehungsberechtigten stehen oder nicht, nehmen diese meist die Rolle des Verfolgers oder Retters ein. Doch dies ist nicht immer der Fall.

Müssen Jugendliche für ihre Eltern Verantwortung übernehmen, dann nehmen diese die Rolle des Retters ein und die Eltern die des Opfers. Es kommt auch öfters vor, dass Jugendliche, welche selbstschädigendes Verhalten zeigen, von ihren Eltern in die Rolle des Verfolgers gedrängt werden, indem die Eltern sich selbst bemitleiden und somit in der Opferrolle agieren. In beiden Fällen fühlen sich beide Parteien schlecht. Bei einem stationären Aufenthalt gilt es deshalb, solche Reaktionsmuster zwischen Eltern und Jugendlichen zu erkennen und sie dabei zu unterstützen, diese zu durchbrechen und eine neutrale Haltung einzunehmen. Die Pflege sollte logischerweise stets eine neutrale Position bewahren, auch wenn dies teils aufgrund struktureller Gewalt oder Antipathie erschwert scheint.

Um Beziehungsdramen vermeiden zu können, muss man sich zuerst seiner Rolle bewusst werden. Entscheidet man sich für aktive Beziehungsgestaltung und übernimmt Verantwortung für seine Rolle, kann dies zur Verhinderung von Dramen beitragen. Einladungen von Mitmenschen zu Konflikten, indem sie sich in eine bestimmte Position stellen, sollten erkannt und ignoriert werden. Man sollte lernen Eigenverantwortung für sein Handeln zu übernehmen und sich selbst treu zu bleiben.

Durch die Einnahme einer neutralen Position können Interessenskonflikte vermieden und somit das Führen von Beziehungen angenehm gestaltet werden.

Bemerkungen

Patryk Becker

Nach der Lehre zum Fachmann Gesundheit in einem Spital startete Patryk Becker im März 2020 seine zweijährige Ausbildung zum Pflegefachmann HF in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Wie er die Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP) erlebt, erzählt er im PulsBlog.

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