In etwa einem Monat werde ich ins zweite Lehrjahr meiner Ausbildung einsteigen. Auf der einen Seite freue ich mich, dass ich schon so weit gekommen bin und endlich die medizinaltechnischen Tätigkeiten kennenlernen werde. Auf der anderen Seite liegt mir eine gewisse Unsicherheit noch auf dem Magen. Vielleicht ist es ja auch die Aufregung? Eins ist mir schon jetzt klar, das zweite Ausbildungsjahr wird das schwierigste werden.
Zurzeit pflege ich eine Bewohnerin, die an Parkinson erkrankt ist. Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der es zu einem fortschreitenden Untergang von Nervenzellen im Gehirn kommt. Der resultierende Dopamin-Mangel führt zu diversen Störungen der Motorik, das heisst, die betroffenen Menschen können Ihre Bewegungen nicht mehr richtig steuern. Die Bewohnerin, die ich pflege, ist körperlich eingeschränkt. Ihre Zunge hängt aus dem Mund und es fliesst ihr eine Menge an Speichel aus dem Mund. Ausserdem ist einer ihrer Arme in der Bewegung eingeschränkt. Sie sitzt im Rollstuhl, da ihr das Gehen schwerfällt und sie zudem oftmals auch Blockaden hat, die das Fortbewegen verhindern.
Ich darf sie an jedem meiner Arbeitstage pflegen und betreuen. Ihre kognitiven Fähigkeiten sind noch voll vorhanden, aber durch ihre körperlichen Einschränkungen kann sie sich verbal nicht ausdrücken und das macht es schwieriger, mit ihr zu arbeiten. Als ich anfangs bei ihr eingeführt wurde, hatte ich grosse Angst, etwas falsch zu machen. Ich konnte sie kaum verstehen und zweifelte daran, ob ich es schaffe, ihren Wünschen nachzukommen. Mittlerweile kann ich mir aber den Tag ohne sie und zugleich ohne diese Verantwortung gar nicht mehr vorstellen, da ich glaube das sie mir als Person den Tag bereichert und mein Aufgabengebiet dadurch spannender und intensiver wird.
Ich hoffe sehr, dass solche Erfahrungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern mir die gewünschte Sicherheit fürs zweite Lehrjahr geben werden. Ich finde es auch schwierig, mir vorzustellen, dass ich einen Fehler mit schwerwiegende Auswirkungen machen könnte, denn ich sehe mich als eine normale siebzehnjährige Jugendliche, die ihre Lehrausbildung in einem Pflegezentrum absolviert. Zugleich gefällt es mir, ein Teil im Leben unserer Bewohnerinnen und Bewohner zu sein und für einen Teil des Tages für sie da zu sein. Ich glaube auch, dass ich deshalb diesen Beruf ausübe.
Nun bin ich sehr gespannt auf das zweite Jahr und auf das, was auf mich zukommen wird. Ich bin neugierig auf die Erfahrungen, die ich im nächsten Jahr erleben und sammeln und auch auf die Bewohnerinnen, Bewohner und Angehörige, die ich antreffen werde.
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