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Verplant

  • Katharina Rüdisüli

Ich bin ein wenig stolz auf mich. Endlich habe ich es geschafft. Schon lange wollte ich meine Papieragenda digitalisieren und wie die meisten Leute um mich herum cool das Handy zücken und eine App öffnen, wenn es um Termine geht. Hey, es war gar nicht so einfach, eine App zu finden, in der ich übersichtlich meine Schichten und sonstigen Termine eintragen kann. Da wir Pflegefachpersonen in der Regel keinen fixen Dienstplan haben, sind wir darauf angewiesen, unsere Einsätze irgendwo festzuhalten, damit wir dann auch am richtigen Tag zur richtigen Zeit auftauchen.

Und schon sind wir mitten im Thema Schichtarbeit. Erklären, warum wir 24/7 verfügbar sein sollen, muss ich niemandem. Wir können die Patienten und Patientinnen ja nicht einfach sich selbst überlassen. Rund um die Uhr benötigen unsere Kinder Überwachung, Pflege und die nötigen Therapien. Somit sind wir auch da, egal, ob draussen die Sonne scheint, die Streetparade vorbeizieht oder die Schweiz ein Fest feiert. Gerade läuft wieder die Debatte, wer an Ostern und wer an Pfingsten arbeiten will. Es gilt im Team eine faire Lösung für alle zu finden und den Mitarbeiter:innen trotzdem die Möglichkeit zu geben, ihr Arbeits- und Privatleben zu vereinbaren. Ja, das ist manchmal gar nicht so einfach. Damit die einzelnen Schichten abgedeckt werden können, dürfen wir uns zwei Wochenende im Monat frei wünschen. Auch für Hobbies können wir einen fixen Dienstwunsch unter der Woche in Anspruch nehmen. Dann setzen sich unsere Leitungen hin und zeigen ihre Sudoku-Künste für Fortgeschrittene. Sie bemühen sich, alle unsere Wünsche mit dem Soll-Wert zu verbinden. Natürlich musst du vorausdenken. Bei uns wird der Plan ca. zwei Monate im Voraus geschrieben. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als in einer ruhigen Minute hinzusitzen und nachzudenken. Wer feiert wann seinen Geburtstag? Welches sind die Hochzeitswochenenden und wann sind die Familienfeiertage? Zusätzlich möchte ich im Winter ans Skiweekend, im Sommer ans Open Air und im Herbst ans Winzerfest. Entertainment für alle findet oft an den Wochenenden statt. Dies zeigt mein Blick in die neue Kalender-App. Ich bin mit zwei Wochenend-Events pro Monat bis im Sommer ausgebucht. Da muss man zu Jahresbeginn schon schmunzeln. Es ist aber auch der Grund, warum ich meinem sozialen Umfeld immer in den Ohren liege, mir wichtige Termine Monate im Voraus zu kommunizieren, damit ich dann auch verfügbar bin.

Ja, es ist sehr anspruchsvoll, die Schichtarbeit mit dem Privatleben in Einklang zu bringen. Aber manchmal hat man richtig Glück. Die Schichtarbeit macht mein Leben auch flexibel. Ich kann vor dem Dienst Brunchen gehen und auch nach der Arbeit noch an den See sitzen und mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Ich finde gut einen Tag, an dem ich meiner Coiffeuse einen Besuch abstatten oder bei der Stadtverwaltung vorbeigehen kann. Ich habe das Glück, unter der Woche einkaufen gehen zu können. Auch das Wandern oder Skifahren unter der Woche ist ein anderer Genuss. Vergessen wir bitte nicht, dass wir abends und nachts noch ein wenig extra bezahlt werden für unsere Arbeit. Bilanziert man die Vor- und Nachteile der Schichtarbeit, dann würde ich sagen: «Es ist in etwa ausgewogen.» Man lernt, sich damit zu arrangieren. Und dies gilt nicht nur für uns, sondern auch für unsere Partner:innen, Familie und Freunde. Bringen sie nicht die nötige Flexibilität mit, wird es schon wieder schwierig.

Gut sind wir auf der Intensivstation solch ein grosses Team. Die Chancen, jemanden für einen Diensttausch zu gewinnen, stehen gut. Auch werden wir immer flexibler, was fixe Diensttage und Einsätze auf Stundenbasis im Supportdienst anbelangt. Toll wird versucht, uns Pflegefachpersonen entgegenzukommen. Ach, und diese Glücksgefühle, wenn der Dienstplan einfach perfekt mit deiner Freizeit aufgeht, unbeschreiblich. Ob ich morgen mit ins Kino komme, werde ich gefragt. Elegant tippe ich auf dem Smartphone die App an und überprüfe meine Schichten. Frühdienst, perfekt! «Ich bin dabei!» antworte ich hocherfreut.

Bemerkungen

Katharina Rüdisüli

Als Dipl. Expertin für Intensivpflege arbeitet Katharina Rüdisüli im Universitäts-Kinderspital Zürich. Von ihrem abwechslungsreichen Arbeitsalltag, ihren emotionalen Begegnungen und abenteuerlichen Herausforderungen erzählt sie hier im PulsBlog. 

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